Im welcher Version leben wir eigentlich?

Oder: Warum man aktuelle Projekte nicht mit dem Label „Web 2.0“ versehen sollte.

Das „Web 2.0“ ist Geschichte – und wahrscheinlich sogar eine großartige Geschichte. Nur selten hat ein Buzz-Word so eingeschlagen wie der von Tim O’Reilly Ende 2005 weltweit publik gemachte Begriff. Die Idee der Versionsnummer wurde in alle Bereiche portiert: „Journalismus 2.0“, „Politik 2.0“ ja sogar über „Kochen 2.0“ ist zu lesen – auch wenn meist leider keine so wohlüberlegte Vorstellung wie hinter dem „Web 2.0“ Gedanken von O’Reilly steckte. Doch nun ist der Begriff in die Jahre gekommen. Anfangs sollte damit der innovative Aspekt der Konzepte, Technologien und Geschäftsmodelle herausgestellt werden, die sich jedoch inzwischen schneller als je vermutet als Standard etabliert haben, insbesondere UGC bzw. der große Bereich Social Media/Software. Wer heute irgendetwas bewegen (oder verkaufen) möchte, bedient sich dieser Konzepte. Doch natürlich ist seit 2005 viel geschehen: An den „Web 2.0“-Technologien und Instrumente wurde gefeilt und optimiert, sie wurden erweitert, teilweise verworfen oder überarbeitet. Deshalb halte ich es für unsinnig, aktuelle Projekte mit dem Label „Web 2.0“ zu versehen. Wer dies weiterhin tut dokumentiert nur, dass er die letzten vier Jahre verschlafen hat.

Aber was sind die Alternativen? Es wird bereits heftig diskutiert und auch ich möchte meinen Beitrag dazu leisten. Häufig ist jetzt schon von „Web 3.0“ zu lesen, aber dies ist (noch) nicht treffend. Eine neue „große“ Versionsnummer würde für ein „Major Release“, einen großen Schritt nach vorne stehen, der meines Erachtens noch nicht gemacht ist. Etwas wie „Web 2.5“ oder „Web 2.6“ wäre ein Kompromiss, doch dies würde andeuten, man habe mindestens den halben Weg schon hinter sich. Auch das scheint mir noch nicht der Fall zu sein. Die Versionsnummer „Web 2.4“ käme meiner Meinung nach der Sache schon näher, jedoch möchte ich noch etwas detaillierte „Web 2.42“ vorschlagen. Dies signalisiert, dass nun in kleinen Schritten vorgegangen wird, dass Schwachstellen gepacht und optimiert werden und an Details gearbeitet wird.

Aber noch ein zweiter Aspekt steckt in dieser Subversionsnummer: Inzwischen hat fast jeder gemerkt, wie das Web in unser Leben und Handeln eingegriffen hat, wie es plötzlich Antworten auf fast alle Fragen und Probleme zu geben scheint. Und ähnlich wie Douglas Adams Supercomputer Deep Thought nach einer Rechenzeit von 7,5 Millionen Jahren die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens lapidar mit „42“ beantwortet, schwingt in der Versionsnummer „Web 2.42“ dieser Gedanke (mit einem Augenzwinkern) mit – denn was ist das aktuelle Web denn nun anderes als die rätselhafte Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und allem“?

5 Antworten zu “Im welcher Version leben wir eigentlich?

  1. …freue mich schon auf unser Treffen morgen mit Gespräch 2.0, 3.0 oder was auch immer… 😉

  2. Ich nachtürlich auch und die Studierenden sind auch schon gespannt!

  3. Zugegeben, der Begriff Web2.0 ist nicht wirklich greifbar und es hat ihm sicher nicht gut getan, dass viele auf diesen Zug aufgesprungen sind, um mit dem 2.0 Fortschritt zu signalisieren.

    Auffällig ist aber, dass viele, die ihn verwenden, nicht verstanden haben, worum es in Wirklichkeit geht. Wir müssen uns verändern, nicht die Technik oder was auch immer. Das 2.0 signalisiert den Aufbruch in eine Phase, in der Begriffe wie Partizipation, Transparenz, Teilen, etc. im Vordergrund stehen und wir uns von unserem alten Denken, das durch Hierarchien, Konkurrenz gekennzeichnet ist, verabschieden müssen.

    Vor diesem Hintergrund kann es eigentlich überall das 2.0 geben. Nur mit der Version 3.0 wäre ich vorsichtig. Wir müssen erst einmal beim 2.0 ankommen. 🙂 Insofern liegt die Version 2.4 für mich noch in weiter Ferne, ich würde mich freuen, wenn wir die 2.0 schaffen.

  4. Ja, dem kann ich nur zustimmen, vielleicht mit folgender Ergänzung: ich würde mich freuen, wenn ALLE die 2.0 schaffen. Trotzdem schließe ich mich der Meinung derer an die fordern, dass sich eine neue Versionsnummer etablieren sollte – um klar zu zeigen, dass an der Idee weitergearbeitet wird. Dies würde zudem auch die Nachzügler motivieren, sich auf die Reise zu 2.0 zu machen. Wenn es eine große Diskussion über 2.42 oder 3.0 geben würde wäre für diese 2.0 ein schiffbares Zwischenziel („Wenn die anderen schon über 2.42 diskutieren sollte ich wenigstens mal verstehen, was hinter 2.0 steckt“)!

  5. Stimmt, erst wenn alle die 2.0 geschafft haben, wird sich wirklich etwas verändert haben. Da kann Dein Vorschlag, bereits mit einer weiterführenden Version zu arbeiten, durchaus motivierend wirken.

    Bleibt die Frage, wie sich die Leute, bzw. in unserem Fall die Kultureinrichtungen motivieren lassen? 😉

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s